Dienstag, 16. August 2016

IMATRANAJO - oder... warum bin ich eigentlich hier...

Vielleicht wird es langsam Zeit, auch mal zu erklären, was mich hierher verschlagen hat. Ich mag zwar die Natur und neue Länder entdecken, aber das alles hat mich noch nie vorher über Finnland nachdenken lassen um ehrlich zu sein. Ich bin hier, weil ich ein Auslandspraktikum mache im Rahmen meines Studiums "Internationales Tourismus-Management" an der htw Saar in Saarbrücken. Ich bin auch nicht zufällig hier gelandet, sondern weil ich mich auf Sport- und Eventmanagement spezialisieren möchte und mein grosser Traum darin besteht, in der motoGP zu arbeiten. Was mache ich aber dann hier in Imatra? Was hat das mit motoGP zu tun?
Quelle Bild 1&2: IMK r.y.
Mehr als jeder im ersten Moment denkt... Imatra ist die Heimat und Austragungsort des traditionsträchtigen IMATRANAJO, das bis zum Jahr 1982 19 Jahre lang den finnischen Grand Prix der Motorrad-Weltmeisterschaft darstellte. Nach mehreren tödlichen Unfällen und Änderungen im Reglement der FIM wurde der Strassenkurs aus dem Rennkalender der Weltmeisterschaft gestrichen. Damals bestritten hier unter anderem  Berühmtheiten wie der Weltmeister und "Deutsche Sportler des Jahres" 1981 Anton Mang, das finnische Motorsporttalent Jarno Saarinen und der italienische Rekordweltmeister Giacomo Agostini ihre Rennen im Rahmen der Weltmeisterschaft (bevor das Ganze "motoGP" genannt wurde). Auch heute noch ist die tradionsreiche Rennstrecke und der Ort Imatra ein Begriff in der motoGP-Welt.
Das muss jetzt einfach mal gesagt werden: Valentino Rossi, dessen Vater in seinem Geburtsjahr (1979) ebenfalls ein Weltmeisterschaftsrennen in Imatra fuhr (s. Foto), benannte Gerüchten zufolge seine Sonnenbrillenkollektion nach dem finnischen Städtchen am Vuoksi! Imatra R.C. heisst die Brillenkollektion, die allerdings leider schon ein paar Jahre alt und auch bereits restlos ausverkauft ist. (Ich habe allerdings eine Frau getroffen, die sie hat und mich auch mal hat anprobieren lassen... is mir viel zu gross... sieht total bescheuert aus! ;-) Scusi, Vale!) Naja, aber zurück zum Thema.
Das IMATRANAJO ist wie erwähnt 19 Jahre lang teil der Motorrad-Weltmeisterschaft gewesen und wurde danach noch bis zum Jahr 1986 als Austragungsort der finnischen Meisterschaften genutzt. Danach wurden internationale und nationale Motorradrennen auf extra angelegte Rennstrecken verlegt, hier in Finnland waren das die Rennstrecken in Virtasalmi und Jurva.
Nach 1983 wurden hier nur noch Veteranenrennen veranstaltet, dessen immer wiederkehrender Gast unter anderem auch der oben schon erwähnte italienische Rekordweltmeister Giacomo Agostini war. Leider kommt der aber ausgerechnet dieses Jahr nicht, diesmal findet ja auch kein Veteranenrennen statt!
Dieses Jahr wird zum ersten Mal wieder ein internationales Motorrad-Strassenrennen auf der Rennstrecke in Imatra stattfinden, und zwar schon dieses Wochenende! Das ist auch der Grund warum ich hier bin... Ich bin verantwortlich für die deutsche IMATRANAJO-Facebook Seite und freue mich über möglichst viele likes ;-)... hier der link dazu: https://www.facebook.com/ImatranajoDE/
Vielleicht hat auch der ein- oder andere Leser meines Blogs schon meine Artikel in "Speedweek" und auf der Seite "http://www.asphalt-süchtig.de/blog/wordpress/" gesehen (und gelesen). Hier möchte ich mich nochmal herzlich bedanken bei Michael Praschak, der die Seite asphalt-süchtig.de betreibt und für die "Fastbike" schreibt und natürlich bei Andreas Gemeinhardt, der für die "Speedweek" schreibt und mir so auch als Gastautorin die Gelegenheit verschafft hat, dort einen Artikel zu veröffentlichen! (Danke euch!)
Nachdem ich hier in Zusammenarbeit mit dem Motorradclub Imatra (IMK r.y.) und der Agentur Kehy (http://www.kehy.fi/) hinter die organisatorischen Kulissen eines internationalen Motorsportevents blicken durfte, werde ich am Rennwochenende vom 19.-21.08.2016 Interviews mit Fahrern, Teams und Zuschauern führen und somit weiter eintauchen dürfen in die Welt der internationalen Motorradrennen. Das Rennen und auch die Veranstaltungen um das Rennen herum versprechen auf jeden Fall interessant zu werden. Neben den Rennen in den verschiedenen Klassen, freue ich mich am meisten auf die Stuntshow von Stunt53, wo ich mal sehen werde, wie man Tricks mit dem Motorrad macht, ohne sich zu verletzen (Grüsse an meine Freunde zuhause & gute Besserung an dieser Stelle ;-) )!
Nach dem Wochenende werde ich an dieser Stelle weiter berichten über die Veranstaltung, Fahrer und neue Erfahrungen.

www - Wald Wasser Wildnis

Alles grün hier!
Wald, Wasser und Wildnis... nicht das, was einem als erstes bei www einfällt, aber manch einem sicherlich bei Finnland. Die haben ja auch ne Menge davon hier! Finnland wid vollkommen zu Recht als "Land der tausend Seen" bezeichnet, der Rest ist Wald! Naja, fast. Landschaftlich ist die Gegend hier rund um den Saimaa See wirklich unschlagbar. Klare Seen, in die man direkt reinspringen möchte (und auch darf!!) und grüne Wälder, soweit das Auge reicht!
Frisches klares Wasser - überall!
Ich weiss, bei Finnland denkt man gerne als allererstes an Kälte, Schnee, Polarlichter und all das, also an Lappland... denn da kann man Polarlichter gucken und in Iglus und Eishotels übernachten. Ich bin über den Sommer in Finnland und -wer hätte es gedacht- ich habe dieses Jahr hier besseres Wetter gehabt als meine Freunde, die zuhause geblieben sind und aufpassen mussten, dass sie nicht vom Regen weggeschwemmt werden. Ich will ja nicht übertreiben, natürlich hat es hier auch ein paar mal geregnet und das war nervig, aber ist es das nicht immer, wenn man nicht gerade Bauer ist und auf Regen angewiesen? Hier hat sich das mit dem Regen wirklich in Grenzen gehalten wenn ich den Sommer aus meteologischer Perspektive betrachte und mit dem diesjährigen Sommer in Mitteleuropa vergleiche. Finnland ist nicht nur was für Hunde-Schlitten, Langlauf-Ski und Eisfischen... hier kann man im Sommer wunderbar campen und die Natur entdecken und geniessen. Gerade ein Campingurlaub dürfte sich hier sehr günstig gestalten, da hier ja das berühmte "Jedermanns-Recht" gilt. Das bedeutet, dass man sich niederlassen kann mit seinem Zelt, wo immer man gerade Lust hat (ausser auf den wenigen Flächen, wo Camping ausdrücklich verboten ist). Wer dann noch das wahre "Natur-Pur-Erlebnis" haben will, kann sich seine Pilze und Beeren zum Abendessen auch noch im Wald suchen gehen. Auf freien Flächen, die nicht eingezäunt sind, kann gesammelt werden, was der Boden (oder die Bäume) hergeben. Zum Fischen wird allerdings eine Erlaubnis benötigt, die kann man -wie auch in Deutschland- günstig an verschiedenen Stellen bekommen, hier in Imatra zum Beispiel im "Fishing Park" am Vuoksi. Die Lizenz kostet dort ca. 15 € und gilt für Vuoksi und Saimaa See.

Ich habe aber nicht nur in unmittelbarer Nähe das ganze Grün und Blau um mich herum, ich wurde auch noch zu einer besonderen Tour mitgenommen, von zwei besonders netten Ladies.
Hanna und Riitta haben mich gestern mitgenommen zum längsten Strand am Saimaa See und haben mir das Geopark Projekt erklärt, an dem die Region teilnehmen möchte. Auf das Projekt möchte ich in einem extra Post noch gesondert eingehen, ich möchte aber schonmal auf Riitta und ihre Touren aufmerksam machen. Schaut doch mal rein, die kann euch ganz tolle und teilweise auch unbekannte Plätze zeigen... ein kleiner Geheimtipp für alle, die Imatra besuchen: http://imatratours.fi/en/day-trips/ die Seite ist in Englisch, Riitta, die selbst in ihrer Kindheit für kuze Zeit in Amerika gelebt hat, spricht hervorragendes Englisch und freut sich über Gäste, denen sie die Gegend hier rund um den Saimaa See zeigen kann. Bald gibt es die Seite wahrscheinlich auch in Deutsch, kommt darauf an, wann ich Zeit dazu finde ;-)
Die Touren mit Riitta sind individuell planbar, ihr könnt mit ihr besprechen, wo eure Interessen liegen und sie stellt eine Tour nach euren Wünschen zusammen. Verschiedene Fortbewegungsmittel sind möglich, je nach Gruppengrösse und auch je nachdem wie lange ihr unterwegs sein wollt.



Mittwoch, 10. August 2016

Saimaa See Cruise

Nachdem ich nun schon einige Male AM und IM Saimaa See war, wurde es Zeit mal einen Ausflug AUF dem Saimaa See zu unternehmen. So ging es mittags los mit dem Fahrrad zum See. Schiffsanlegestelle der MS Christina ist direkt vor dem Restaurant "Satamaravintola Nuotta", über das ich ja schon im Post "Lunchbreak @ Lake Saimaa" berichtet hatte. Um 16h startet unsere Tour auf den See. Die Fahrt geht zu einer kleinen hufeisenförmigen Insel, die das kleine Schiff in etwa 45 min. erreicht. Unterwegs gibt es Informationen über den See, anliegende Städte und Sehenswürdigkeiten.
Der Saimaa See hat eine Fläche von rund 4.400 qm und bildet zusammen mit mehreren "Teilseen" das grösste zusammenhängende Seensystem Finnlands. Unterwegs erzählt mir meine heutige Reiseleitung, Satu, dass es im See auch eine Robbenart gibt. Die Saimaa-Ringelrobbe lebt hier als eine der zwei Unterarten der Ringelrobbe im Süsswasser und ernährt sich vor allem von dem hier heimischen Lachs. Mit etwas Glück kann man einige Exemplare entdecken, leider hatten wir dieses Glück nicht und so genossen wir einfach noch ein paar Sonnenstrahlen auf dem Aussendeck des kleinen Schiffs.
Auf unserem Weg zur Insel kamen wir auch an einem sehr grossen Gebäude vorbei, das scheinbar ganz alleine mitten im Wald steht. Hierbei handelt es sich um ein altes Krankenhaus für geistig Beeinträchtigte. Diese müssen oder mussten in Finnland fernab von anderen Wohngegenden errichtet werden (vielleicht um die restliche Bevölkerung zu schützen, man weiss es nicht). Sieht schon ein bisschen gruselig aus und ich habe direkt verschiedene Horrofilme im Kopf. Aber kein Grund zur Beunruhigung, das Gebäude ist einerseits weit weg von allen Tourismuseinrichtungen und zum Anderen steht es auch leer - wirklich. (Ich bin auch schon mit dem Fahrrad daran vorbeigekommen, als Google Maps mich "etwas" fehlgeleitet hatte :-).)
Leider legt das Boot nicht auf der kleinen Insel an, sondern dreht bei in der Bucht der Insel und nimmt wieder Kurs auf den Heimathafen. Gerne wären wir noch auf der Insel geblieben, hier gibt es ein paar Anlegestellen für kleine Schiffe und Boote, man kann grillen und sich selbst eine der Saunas beheizen. Also wer die Möglichkeit hat ein Boot zu fahren/nutzen, auf hin! Es sieht wirklich schön aus dort.
Zum Abschluss der Tour kehrten wir noch in das kleine Nuotta ein, wo wir auf dem Rooftop noch in gemütlichen Loungesesseln den Abend ausklingen lassen. Hier teste ich dann auch noch eine andere Zubereitungsart der kleinen Moikku, statt sie zu frittieren in Paniermehl, wie sie es in Savonlinna gemacht hatten, bekommen wir sie hier geräuchert mit einem Stück dunklem Brot. Sehr lecker. Fisch können die Finnen! ;-)

Mittwoch, 3. August 2016

Russische Romantik mitten im Grünen

Hotelli Punkaharju
Nimmt man auf seinem Weg von Imatra nach Savonlinna einen kleinen Umweg in Kauf, kann man neben zahlreichen blauen Seen und Ausläufern des Saimaa-Sees noch eine kleine Perle mitten in der scheinbar umberührten Natur entdecken. Das Hotelli Punkaharju liegt etwas oberhalb der alten Staatsstrasse 14, auf die man kommt, wenn man bei Särkisalmi nicht rechts der Staatsstrasse 6 nach Savonlinna folgt, sondern stattdessen links abbiegt. Die unberührte Natur ist hier nur ein kleiner Teil der Belohnung für diesen Umweg. Das Hotelli Punkaharju war bereits im 19. Jahrhundert beliebtes Ziel der russischen Zarenfamilie. Damals einfach das "Ferienhaus" der Zaren, kaufte das ehemalige finnische Supermodel Saimi Hoyer das Haus und machte daraus ein helles freundliches Hotel, in das heute Gäste aus aller Welt einkehren. Von aussen sieht es aus, als hätte man gerade ein Zeitreise unternommen. Die Aussenfassaden des Gebäudes sind mit Holzlatten verkleidet und in einem zarten rosa gestrichen und die Sonne, die durch die Blätter des umliegenden Waldes schimmert, taucht die Szenerie zusätzlich in ein besonderes Licht. Neben dem Hotel kann man vorbeigehen an einem antiken Glas-Gartenhaus, das extra aus England eingeflogen wurde und dessen nostalgisches Design perfekt zum Erscheinungsbild des Hotels passt. Geht man weiter zur Rückseite, kann man sich auf die Terrasse setzen und Getränke und frische Speisen aus der Hotelküche geniessen, mit einem Blick auf das angrenzende Tal, das das Ufer zum See bildet. Hier gibt es eine Schiffsanlegestelle, die täglich mehrfach von einem alten Dampfschiff angefahren wird, das von Savonlinna hierher etwa 1,5 Stunden braucht.
Speisesaal und Wintergarten
Geht man durch den Haupteingang ins Hotel, kommt man zunächst in eine lichtdurchflutete Eingangshalle, die von oben bis unten weiss ist, Farbakzente sind in Form von Bildern, Möbeln und Vasen aus buntem Glas gesetzt worden. Links geht es durch einen Flur zur Rezeption des Hotels und über eine weitere kleine Treppe in den Speisesaal, zu dem auch der grosse helle Wintergarten umfunktioniert wurde.
Oben rechts: Saimi und ich in ihrem Hotelli Punkaharju
Im Hotelli Punkaharju trifft finnisch-russische Geschichte auf kühles weisses skandinavisches Design in Verbindung mit professionellem Stilgefühl. Das alles vereint die Besitzerin des Hotels hier. Saimi Hoyer, geb. Nousiainen, gehörte in den 90er Jahren zur Modelelite auf den Laufstegen von Mailand, New York, Paris, London und Tokio. Nachdem sie nach ihrer Heirat im Jahr 2006 entschied, in ihr Heimatland zurückzukehren, kaufte und renovierte sie das Hotelli Punkaharju und zieht im benachbarten Savonlinna gemeinsam mit ihrem Mann ihre beiden Söhne gross. Mit Sicherheit ein krasser Kontrast zwischen ihrem letzten Wohnsitz im hektischen Paris zu der idyllischen Ruhe und der friedlichen Abgeschiedenheit des Hotelli Punkaharju. Den Übergang hat Saimi aber in meinen Augen ganz gut hinbekommen, denn kennenlernen konnte ich sie auch noch zufällig, da sie gerade als ich mit meinen Begleitern im Hotel war, auch dort zu tun hatte. Nebenbei schreibt Saimi eine Kolumne für die Zeitschrift "Anna" und hat einige Bücher veröffentlicht. Der Plan war eigentlich, dass wir uns nochmal treffen bevor ich meine Heimreise antrete, aber ob das noch klappt, weiss ich nicht. Dann halt beim nächsten Besuch in Finnland!
Hier noch die Kontaktdaten von Saimi's Hotel: Hotelli Punkaharju, Harjutie 596, FI-58450 Punkaharju welcome@hotellipunkaharju.fi, Tel.: + 358 15 511 311






Dienstag, 2. August 2016

Kirppis

Nostalgie aus den 1900er Jahren im Second-Hand-Markt
Tja... was ist das denn wohl?! Kirppis sind Second-Hand-Shops, Outlet-Stores und Flohmärkte, die nicht wie die meisten bei uns in Deutschland immer wieder verschwinden. Hier in Imatra und Umgebung gibt es eine Menge dieser Geschäfte und da kann man wirklich ein paar tolle Schnäppchen machen.In den Läden bekommt man einfach alles, was das Herz begehrt. Ähnlich einem Floh- und Antikmarkt in Deutschland, kann man hier alles finden, was das Herz begehrt, oder eben nicht. Allerdings gehen die Finnen noch einen Schritt weiter... etwas kurios fand ich, dass ein Second-Hand-Markt, den ich zwischendurch immer mal wieder in meiner Mittagspause besuche, momentan auch eine Toilette mit zugehörigem Waschbecken anbietet. Das findet man in Deutschland dann doch eher in den Kleinanzeigen für Selbstabholer, statt dass man es mit auf den Flohmarkt nimmt, oder versucht es von einem Second-Hand-Laden verkaufen zu lassen. Aber scheint hier alles zu klappen. Hier haben diese Läden auch ein etwas anderes Konzept, als bei uns. Hier können Verkäufer Tische bzw. Flächen im Second-Hand Markt anmieten und ihre zu verkaufenden Waren dort ausstellen. Der Besitzer des Ladens verwaltet dann quasi die ausgestellten Waren und bekommt eine vereinbarte Gebühr für Miete und Verkauf der fremden Waren. Natürlich gibt es auch Geschäfte, bei denen der Besitzer die Waren einfach dem Verkäufer abkauft. Die Finnen schätzen ihre Kirppis und sind auch bei den benachbarten Russen dafür bekannt. Einheimisch, Touristen und vor allem auch die Studenten hier verbringen gerne ihre Zeit damit, sich durch die vielfältigen Angebote der Kippis zu "wühlen" und dabei Nützliches oder auch Unnützes zu entdecken. 
Antiquitäten im Second-Hand Markt

An dieser Stelle möchte ich besonders an Studenten, die hierher kommen um ein Gast-/Austauschsemester zu absolvieren noch ein paar Tipps weitergeben: Die Saimaa University of Applied Sciences bietet Studenten, die hier ein oder zwei Semester studieren (oder wie in meinem Fall hier ihr Praxissemester absolvieren) die Möglichkeit, sich mit alltäglichen Gegenständen aus einem Fundus der Universität auszustatten. Hier haben sich eine Menge Geschirr, Gläser und weitere Küchenutensilien angesammelt, die die Studenten kostenlos während ihres Aufenthalts nutzen können. Auch Bettdecken und Kissen kann man leihen. Um fair zu bleiben, sollte man alles pfleglich behandeln und am Ende des Aufenthalts wieder zurückgeben damit andere Studenten diese Möglichkeit auch nutzen können. Was hier nicht dabei ist, aber vielleicht doch benötigt werden könnte, kann man günstig ganz in der Nähe der Studenten-Wohnanlagen kaufen. Ca. 3-4 Gehminuten von den Studentenwohnheimen und der Uni in Imatra entfernt befindet sich neben den Supermärkten Prisma (da gibt's auch den Alko-Shop ;-) ), K-Citymarket und Lidl (!!!) der "beste Freund eines Studenten". Der Raja-Market! Den Nickname hatte ich auch schon immer im Kopf, aber meine asiatische Mitbewohnerin hat ihn neulich -unabhängig von mir- verwendet. Stimmt also! Hier im Raja-Market kann man sich nicht nur an einem verregneten Tag einfach mal auf Kuriositätensuche machen, sondern auch nützliche Dinge zu unschlagbar günstigen Preisen erwerben. Natürlich muss man erstmal mit dem Plastikgeruch in dem Billigwarenladen klarkommen und natürlich sind die meisten Waren nicht von hoher Qualität, aber wenn man sich einen Besen für 3 € kaufen kann, ist es nicht so schlimm, wenn man ihn nach Ablauf seines Aufenthalts in Finnland nicht mehr benutzen kann. Hier gibt es auch manchmal gute Schnäppchen, was Waschmittel und Pflegeprodukte angeht. Manche waren sogar ursprünglich für den deutschen Markt bestimmt, was die Etiketten verraten.

Im Wald mit lauter Menschen

Fährt man mit dem Auto von Imatra Richtung Savonlinna, sollte man auf jeden Fall einen Zwischenstop einplanen. Direkt an der Staatsstrasse 6, ca. 65 km von Imatra entfernt, Richtung Savonlinna befindet sich ein "Yoga Park" der etwas anderen Art, der Parikkalan Patsaspuisto. In diesem Park wird kein Yoga-Kurs angeboten, auch wenn das der Name vielleicht vermuten lässt. Man geht von einem Park- und Rastplatz aus einfach über einen schmalen unscheinbaren Pfad in den anliegenden Wald hinein... Nachdem wir das Schild am Eingang passiert hatten, hab ich schon mit kunstvoll gestalteten Skulpturen oder Ähnlichem gerechnet. Aber nicht mit dem, was ich dann sah: Hier stehen mehr als 100 Statuen aus Beton, augenscheinlich unsortiert auf einer grossen zentralen Lichtung. Rundherum ein scheinbar wild wuchernder Garten mit verschiedenen anderen Skulpturen von Menschen und Tieren.

Der erste Eindruck wenn man in den Park kommt...
Die Geschichte dahinter ist fast genauso interessant, wie ein Rundgang durch den Park selbst: Veijo Rönkkönen, ein Arbeiter aus der nicht weit entfernten Papierfabrik, widmete seine Freizeit dem Yoga und beschäftigte sich nicht nur mit dem Einüben der verschiedenen Posen, sondern auch damit, diese darzustellen. Und das machte er in penibler Handarbeit aus Beton und Drahtgeflechten. Als der 1944 geborene Finne im Jahr 2010 starb verfügte er, dass der Park kostenlos für Besucher offen stehen soll. Er wollte nie Geld damit verdienen, sondern einfach das weitergeben, was ihn zu Lebzeiten beschäftigte. Auch dürfen die Figuren nicht vom Moos befreit werden, hier ist kein schlampiger Gärtner am Werk, sondern ein paar Leute, die die Schönheit der Figuren und die Intention ihres Erschaffers weitergeben möchten. Es ist schon ein bisschen gruselig, wenn man manchen der Figuren ins Gesicht schaut, da Veijo besonderes Augenmerk auf eine wahrheitsgemässe Abbildung der Menschen legte. Hier haben die meisten Figuren Glasaugen und Gebisse, was mich irgendwie direkt an Horrorfilme denken lässt. Wenn man aber mal verstanden hat, worum es geht (meine zwei Reiseführer haben mich da relativ im Dunkeln gelassen am Anfang), ist das ganze dann doch eher interessant als gruselig. Auf dem Gelände stehen schlussendlich nicht nur die Yoga-Figuren, sondern auch verschiedene andere Kunstwerke, einige Abstrakt, andere originalgetreu und wieder andere, die vielleicht mehr aussagen, als man bei kurzer Betrachtung sofort erkennen kann. Manchmal sind Dinge von einer anderen Perspektive aus betrachtet anders, als das was man auf den ersten Blick vermuten würde. Im Prinzip kann man den Weg selber wählen, den man durch den Park gehen möchte, es gibt überall was zu sehen. Im Herzen der Anlage befindet sich die kleine Werkstatt Veijos. Hier sind Bilder und Gegenstände zu sehen, die ihm Inspiration gaben, einige Dinge stehen noch genauso da, wie er es damals verlassen hat. Für manche sieht es chaotisch aus, aber ich kann schon verstehen, dass der Hobby-Künstler, der eigentlich gar keiner sein wollte, sich hier wohlgefühlt hat.
Werkstatt Veijo Rönkkönen
Links im Bild kann man sehen, wie Veijo die Figuren baute. Dazu vor allem brauchte es Eisenstangen und Drahtglecht als Bewehrung und Einzelteile für Augen, Nase und Mund und Beton. In der Werkstatt hängen ansonsten sehr viele Bilder, Zeitungsausschnitte und sonstige Erinnerungen wild durcheinander an den Wänden. Ganz dezent steht ein Fernseher in einer Nische, der wahrscheinlich aus den 1970er Jahren stammt, auf ihm läuft in einer Endlosschleife ein Interview mit einem Mann, der erklärt, was der ganze Park und die Sache mit den Skulpturen zu bedeuten haben.
Wie der aufmerksame Betrachter vielleicht schon auf dem Eingangsschild lesen konnte, ist der Eintritt zum Park kostenlos. Es wird lediglich darum gebeten, die freiwilligen Helfer, die die Anlage pflegen, mit einer kleinen Spende zu unterstützen, und vielleicht auch ein paar Souvenirs zu erwerben. Souvenirs kann man im damaligen Wohnhaus von Veijo erstehen. Das kleine Häuschen, das ebenfalls im Park steht und komplett aus Holz gebaut wurde, hat zwei Etagen, allerdings werden nur im Erdgeschoss auf ca. 6 qm kleine Souvenirs, wie Jutebeutel mit Aufdrucken von Figuren aus dem Park zum Kauf angeboten.
Beim weiteren Rundgang entdeckt man noch andere Figuren, die Veijo während seiner Freizeit erbaut hat. Angeordnet sind sie entlang der kleinen Pfade, die an Bäumen, Hecken, Blumen und wild wuchernden Gemüsepflanzen vorbeiführen. Manche der Figuren haben auch wirklich etwas sehr künstlerisches, aber man sollte sich nicht zu viele Gedanken machen, und einiges einfach mal mit Humor nehmen. ;-)
Strange people in the forest...

Yoga? Können wir auch, oder?!










Wer dort mal hin möchte, bitte die kleine Spende nicht vergessen und die Figuren und alles drum herum respektvoll behandeln. Mehr erwartet keiner, nur dass eben nichts zerstört oder mehr abgenutzt wird, als durch die normale Verwitterung sowieso passiert.
Parikkalan Patsaspuisto an der Staatsstrasse 6 von Imatra Richtung Jeonsuu rechts der Strasse

Montag, 1. August 2016

Jetzt wird's bunt

Tiina Kärkäs und ich in ihrem Laden in Imatra
Heute möchte ich über eine ganz besondere Frau und ihren ganz besonderen Traum berichten, den sie wahr gemacht hat! Vielleicht kennen manche von euch auch schon Designs, Karten oder andere Artikel aus ihrem Sortiment. Es geht um Tiina Kärkäs, die Erfinderin und Chefin von Virkkukoukkunen Oy. (Übrigens, das "Oy", das ihr vielleicht jetzt ein paar mal gesehen habt, heisst sowas wie GmbH bzw. ltd., ist also eine Rechtsform für Unternehmen hier in Finnland)
Tiina hatte schon als 17jährige die Idee, etwas Farbe in den (zumindest im Winter) grauen Alltag der Finnen zu bringen, also fing sie an, bunte Bilder zu malen und diese auf verschiedenen Alltagsgegenständen zu verewigen und zu verkaufen. Im Alter von 21 Jahren hatte sie ihr erstes "Geschäft" im Flur des Hauses ihrer Eltern hier in Imatra. Heute sieht das schon ein bisschen anders aus. Heute hat sie hier an der Hauptstrasse in Imatrankoski ein gut laufendes Geschäft, in dem sie Postkarten, Stoffe, Küchenutensilien und alles mögliche Weitere verkauft, auf das man ihre Bilder und Kreationen so drucken kann. Geht man in den Laden gegenüber des Vuoksi rein, kommt man sich vor wie in einer anderen Welt... In einer bunten, mit Zuckerwatte gebauten Welt, wo es einfach nur Farben gibt!!! BÄÄÄM! Da kann man auch im schwarzen T-Shirt mal richtig aus der Masse herausstechen, wie man sieht. Ich glaube wir lachen auf dem Bild auch gerade so, weil wir genau darüber geredet hatten in dem Moment.
Tiina ist eine ganz liebe Frau, die trotz des grossen Erfolgs ihrer Ideen komplett auf dem Boden geblieben ist. Hektik kennt man hier nicht wirklich, obwohl sie sogar gerade angefangen hat, einen Webshop zu betreiben und das Geschäft boomt, hat sie sich spontan Zeit genommen, uns etwas über sich und ihren Laden zu erzählen. Mit ihr zusammen arbeiten 5 Angestellte, die scheinbar grossen Spass an ihrer Arbeit haben. Schlecht gelaunt hat man in dem Laden wahrscheinlich noch keinen gesehen, schlechte Laune hat keinen Platz in so einer bunten Welt! Und wer denkt, dass das alles nur Geschäft ist und es hinter den Kulissen ganz anders aussieht, den muss ich gleich mal korrigieren. Tiina hat uns in ihr Atelier gelassen, da wo sie ihre Kreationen designt, Bestellungen abwickelt und die meiste Zeit des Tages verbringt. Ihre kleine Ideenschmiede befindet sich im Keller des Geschäftshauses, aber da muss jetzt keiner denken, dass es ein klassischer Keller ist. Hier unten ist es mindestens so bunt wie oben im Laden! Herrlich! Hier sind sogar die Lüftungsrohre an der Decke bunt verkleidet! Überall stehen bunte Sachen rum, von der Teekanne bis zum 70er Jahre Telefon, die der Designerin Inspiration geben.

VIRKKUKOUKKUNEN
Tainionkoskentie 4
55100 Imatra,
Öffnungszeiten: Montag-Freitag: 10-17h, Samstag: 10-13h
Tel.: +358 10 3223 280 oder Website: http://www.virkkukoukkunen.net/

Ihre Website könnt ihr euch unter dem nachfolgenden  link mal anschauen: http://www.virkkukoukkunen.net/fi/tuotteet. Leider ist aber alles in finnisch geschrieben, aber so kann man sich zumindest einen Eindruck über ihre Designs verschaffen. Auf meine Frage hin, wo man ihre Kreationen noch kaufen kann, sagte sie mir, dass sie das nicht wüsste, aber es gebe wohl auch in Deutschland verschiedene Shops, die bei ihr bestellen und ihre Stoffe und Taschen weiterverkaufen. Tiina und alle Mitarbeiterinnen im Laden sprechen aber wirklich gutes Englisch und beraten gerne, egal ob man als Kunde im Laden Hilfe braucht, oder eine eMail schreibt.
Das könnt ihr gerne mal ausprobieren.